Nachruf auf Siggi

Aus Go-Potsdam
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Siegfried Eckert, überall nur freundlich Siggi genannt, war mir seit 1993 bekannt. Als Go-Spieler erreicht er eine Spielstärke eines 1. Kyu – sein mit viel Engagement verfolgter Traum, 1. Dan zu werden (so schrieb er alle seine Partien mit, zwecks Kommentars von Carsten Liebold, 5d) bleibt nun leider unerfüllt.
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Siegfried Eckert
Am 23.4.2009 erreichte mich ein Anruf von Carsten Liebold, daß er von Siggis Sohn erfahren hat, daß Siggi am Wochenende verstorben ist. Als Todesursache wird ein Treppensturz vermutet.
Das erste, was mir bei Siggi einfällt, ist seine sagenhafte Hilfsbereitschaft. Wenn irgend etwas irgend wohin mit dem Auto zu transportieren war, ein Anruf bei Siggi erledigte die Sache sofort. Siggi setzte sich in sein Auto und fuhr und trug die Sachen dorthin, wo sie hinsollten – und verwehrte sich standhaft selbst eines Dankeschöns. „Ach komm, hör auf!“ war dann seine Reaktion. Von ihm kam diesbezüglich die scherzhafte Bemerkung von einem „Sprachfehler“: Er könne nicht Nein sagen...
Die zweite Sache, die mir einfällt, war seine unbedingte und abgrundtiefe Ehrlichkeit. In den neunziger Jahren übernahm er das Materialdepot in Berlin. Als er es Jahre später weitergab, übergab er gleichzeitig eine Menge Schachteln und Schächtelchen – gefüllt mit den Verkaufserlösen des Depots. Vollständig, bis auf den allerletzten Pfennig. Dabei war er als Pensionär finanziell nicht besonders gut gestellt und ich hätte es ihm keineswegs übelgenommen, wenn er sich zur Deckung der unvermeidlichen Unkosten daran bedient hätte.
Und ich habe von ihm gelernt, daß es nicht „San-Ren-S-ei“ heißt, sondern „San-Ren-Seee“. Wenn das Wort fiel, pflegte er zu sagen: „Sag doch mal 'Seee'. Daß 'i' ist doch ein Dehnungs-i.“
Er war also einerseits ein begnadeter Lehrer, der viel wußte und andere gerne an seinem Wissen teilhaben ließ. Aber diese starke Seite war sicherlich auch seine schwache: Jedenfalls sind Anfänger, die seinem „ungebremsten Vielwissen“ ausgesetzt waren, m. E. nur selten wiedergekommen.
2008 spielt er noch im Supercup in der Potsdamer Mannschaft. Jetzt ist er tot. Das Go in Berlin und Potsdam hat einen schmerzhaften Verlust erlitten.
Oliver Lenz
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